Kreisgruppe Mainz-Bingen
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Leuchturmprojekt in Nackenheim

Leuchtturmprojekt "Lösshohlwege für Wildbienen in Nackenheim"

Die rheinhessischen Hohlwege mit ihren sonnigen Steilwänden und Abbruchkanten aus festem Löss werden als Bruthabitate von zahlreichen Wildbienen- und anderen Arten genutzt. Mangels Pflege sind sie jedoch häufig mit schatten-gebenden Pflanzen zugewachsen (z.B. Brombeere, Holunder, Efeu) und fallen dann wegen hoher Feuchtigkeit und Unzugänglichkeit als Bruthabitate aus. Die Erhaltung der offenen Bereiche ist wichtig für Steilwandbewohner unter den Wildbienen wie z.B. die Vierfleck-Pelzbiene, die Buckel-Seidenbienen sowie für verschiedene Schmalbienenarten.

Die BUND Kreisgruppe Mainz-Bingen setzte sich im Rahmen des Projektes "Blühendes Rheinhessen - Farbtupfen für Wildbienen" gemeinsam mit der VG Bodenheim, der Gemeinde Nackenheim, dem Verein Lebenswertes Nackenheim sowie Anliegern dafür ein, dass entlang der Lösswände am Nackenheimer Eichelsbachweg sowie der Hängstäcker Hohl die Lebensraumqualität für Wildbienen erhöht wird.

Ein 2015 vom BUND beauftragtes Wildbienengutachten entlang der Lösswände im Südwesten des Ortes Nackenheim ermöglichte einen Überblick über das Wildbienen-Artensprektrum und diente als Grundlage für Aufwertungsmaßnahmen. Bei den Untersuchungsflächen handelte es sich um eine teilweise senkrecht stehende, mächtige Löswand entlang des Eichelbachsweges ("Mühlrech") sowie einen alten Hohlweg ("Hängstäcker Hohl"). Das Gutachten beurteilte die Qualität der Nistplätze als mäßig, das Blütenangebot niedrig und das Potential für Aufwertungen groß. Empfohlen wurde insbesondere das abschnittsweise Freistellen der Steilwände und Böschungen; der Erhalt von Rohbodenstellen; der Rückschnitt bzw. im Einzelfall die Entnahme schattengebender Gehölze; der Erhalt von Totholzbäumen und Gebüschen an passender Stelle sowie die Steigerung des Blütenangebotes im Umfeld der Lösswände.

Ein Pflegeplan wurde ausgearbeitet. 2016 und 2017 haben die Aktiven umfangreiche Pflegemaßnahmen durchgeführt. Im Umfeld der Lösswände wurde an manchen Stellen autochthones Saatgut für Wildbienen-Blühpflanzen eingebracht.

Herausforderungen

Überraschend schnell ist ein Hohlweg wieder zugewachsen. Dies gilt insbsondere, wenn die Steilhänge beschattet werden (z. B. von gegenüberliegenden Bäumen). Ein Pflegegang sollte mindestens alle zwei bis drei Jahre erfolgen. Die Flächen oberhalb der Lösswände werden von Anwohnern genutzt. Viele schattengebende Pflanzen dienen der Hangbefestigung, werden gedultet oder wurden sogar extra angepflanzt. Selbstverständlich galt es hier, Hangrutschungen zu verhindern. Bei der Offenlegung der Lösswände sollte im Zweifelsfall eine kundige Person entscheiden, ob die Maßnahmen Auswirkungen auf die Hangfestigkeit haben.

Ergebnisse der zweiten Kartierung 2017

Eine zweite Kartierung wurde 2017 durchgeführt, um den Erfolg der Freistellungen zu dokumentieren. An den beiden Hohlwegen wurden insgesamt 132 Wildbienenarten gefunden, von denen 21 bundesweit bestandsbedroht sind. Die meisten wertgebenden Arten sind an den Lösswänden am Eichelsbachweg gefunden worden. Dieses Gebiet ist als relevant für den Artenschutz einzustufen und hat eine regionale Bedeutung für die Wildbienenfauna. Die Lösswände im Eichelsbachtal haben daher ein großes Aufwertungspotenzial.

Allerdings war die Anzahl der Individuen insgesamt auffällig niedrig; teilweise wurde nur ein einziges Exemplar einer Art nachgewiesen. Zudem wurden nur unterdurchschnittlich viele bestandsgefährdete und spezialisierte Arten nachgewiesen. Die kurze Projektdauer von drei Jahren erlaubt keine abschließende Bewertung der Aufwertungsmaßnahmen anhand von Wildbienen-Nachweisen, sondern nur eine Einschätzung anhand der für Bienen relevanten Strukturen.

Ausblick

Die VG Bodenheim und die Gemeinde Nackenheim unterstützen das Projekt grundsätzlich. Sämtliche Maßnahmen müssen im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen werden, da sich das Projektgebiet in einem Landschaftsschutzgebiet befindet. Begehungen und Gutachten in den nächsten Jahren können zeigen, ob sich eine Steigerung der Arten- und Individuenzahl nachweisen lässt.

Die Rheinterrassenweg-Etappe Oppenheim-Nierstein-Nackenheim-Bodenheim führt teilweise entlang der Lösswand am Eichelsbach, zweigt dann aber ab.
Eine Informationstafel wird in Zukunft auf den "lohnenswerten" Schlenker" hinweisen. Weitere Informationen in Kürze.

 

Ansprechpartner Leuchtturmprojekt "Lösshohlwege für Wildbienen in Nackenheim"

Frieder Stauder

BUND Regionalbeauftragter Rheinhessen-Nahe
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